10 Jahre Speisekammer

Die Tafel in Bocklemünd hat Geburtstag

„…ab 7. Mai jeden Freitag Lebensmittelausgabe in der Auferstehungskirche. Wir freuen uns auf Sie!“ So stand es auf dem Handzettel, der im Frühjahr 2010 in Bocklemünd/Mengenich verteilt wurde. 10 Jahre ist es her, dass das Team von Ehrenamtlichen damit begann, jeden Freitag Lebensmittelspenden der Tafel an Menschen aus dem Stadtteil auszugeben.

Das hört sich einfach an, ist aber richtig harte Arbeit: schwere Kisten schleppen, alle Lebensmittel einzeln in die Hand nehmen und prüfen, ob sie noch gut sind (und da ist einiges dabei, was direkt in die Tonne wandert). Dann in über 100 Kisten gerecht aufteilen – für Einzelpersonen oder große Haushalte, halāl, vegetarisch, ohne Zucker – damit es am Nachmittag abgeholt werden kann.

Am Ende des Tages ist alles geschafft, und die Mitarbeitenden sind es auch!  Wie viele Tonnen von Lebensmitteln in 10 Jahren da durch die Hände gegangen sind?! Selbst in den Wochen des Kontaktverbots, als alle Kirchentüren geschlossen bleiben mussten, hat die Speisekammer weitergemacht. Um den nötigen Sicherheitsabstand auch im Team halten zu können, wurde die Arbeit auf zwei Tage verteilt, einen Tag Lebensmittel sortieren, am nächsten die Spenden ausgeben.

Danke an das Team, auch an die vielen, die im Laufe der Jahre mitgearbeitet und so den Menschen im Stadtteil große Hilfe gebracht haben. Ihr seid spitze!

 

Interview mit Erika Schwabe, Leiterin der Lebensmittelausgabe an der Auferstehungskirche

 

Schokonikoläuse im Mai? Erika Schwabe lacht, „Ja, das kann es schon mal geben. Die sind ja noch nicht abgelaufen. Zurzeit in der Coronakrise, da bekommen wir manchmal weniger Ware von der Tafel. Heute waren es überwiegend Süßigkeiten. Die bekommen dann vor allem die Familien mit Kindern. Manchmal müssen wir sogar wichtige Lebensmittel wie Mehl oder Eier zukaufen, damit wir unseren Leuten, die darauf angewiesen sind, das Notwendige geben können“.

Erika Schwabe, Leiterin der Lebensmittelausgabe an der Auferstehungskirche

Was bedeutet Speisekammer? „Wir bekommen von der Tafel* die Lebensmittel, die sie übrighaben. Diese verteilen wir in Kisten an Menschen, die bei uns registriert und berechtigt sind.“

Wer ist berechtigt? „Erst einmal darf jeder kommen, der nur über ein sehr geringes Einkommen verfügt. Zum Beispiel ALG II, Menschen mit einer sehr geringen Rente, Alleinerziehende mit geringem Einkommen oder Geringverdiener. Wir haben auch eine Gruppe, die „Halāl“**-Lebensmittel bekommt.“

Wie hat es begonnen? „Begonnen hat es vor 10 Jahren. Da gab es einen Aushang von Angela Köhnlein, die Helfer für die Speisekammer suchte, die sie gerade in der Kirche ins Leben rufen wollte. Von den ca. 20 Leuten, die sich damals gemeldet haben, sind noch Elisabeth Erkelenz und ich übrig.“

Frau Schwabe, Sie leiten jetzt das Team und die Ausgabe mit viel Enthusiasmus und Engagement, ist das nicht manchmal sehr anstrengend? „Ja anstrengend ist das wohl, und wir freuen uns schon auf die Ferien. Doch ich muss sagen, ich habe im Laufe der Jahre ein so super Team gewonnen. Ich kann mich auf alle verlassen, und trotz dass es manchmal wirklich hoch her geht, haben wir Spaß und können miteinander lachen.“

 

*Tafel ist die Bezeichnung für eine gemeinnützig Hilfsorganisation, die Lebensmittel, die in Supermärkten, Bäckereien, usw. nicht mehr verkauft werden, einsammelt und an Bedürftige verteilt oder gegen geringes Entgelt abgibt.

**Halāl ist ein arabisches Wort und kann mit „erlaubt“ und „zulässig“ übersetzt werden. Es bezeichnet alle Dinge und Handlungen, die nach islamischem Recht zulässig sind.

 

 

Ein Text von Uta Walger. Das Interview führte Friederike Hepner-Ramm.

Mehr Infos zur Speisekammer finden Sie hier.