Fasten - mehr als Verzicht

Rückblick auf die Fastenwoche

Endlich und heiß ersehnt - der Apfel am 8. Tag der Fastenwoche, mit dem das Fasten schließlich gebrochen wird. Ich habe mir einen Bratapfel gebacken, statt dem Gehäuse steckt eine Zimtstange in der Mitte. Dieser Duft und diese Geschmacksexplosion im Mund kann man erst richtig erfahren, wenn man mal eine Weile ohne war. Doch Fasten ist mehr als nur eine Zeitlang nicht essen. 

Aber mal von Anfang an. Ich habe mich zum Fastenkurs nach Buchinger bei Die-Fasterei.de angemeldet. Die Fastenleiterin Martina Schönegge bietet diese Erfahrung zweimal im Jahr in unserer Gemeinde an. Dieses Mal ist es etwas ganz Besonderes, denn wir haben Corona, und daher müssen wir neben den Fasten- auch die Abstandsregeln beachten. Das bedeutet, dass die Gruppe sich nur draußen und mit Abstand trifft. Eine Herausforderung, da das Gruppengefühl als Stütze in der für viele anspruchsvollen Fastenzeit kaum entstehen kann. Aber immerhin haben 13 Menschen aus der Gemeinde und dem übrigen Köln zusammengefunden. 

Die Fastenwoche, der Ablauf

Der Plan ist, sieben Tage nichts Festes zu essen, stattdessen gibt es viel Tee - mehr als der Durst verlangt -, mittags ein Glas frischen Obst-Gemüsesaft und abends eine gute Brühe. Der Körper ernährt sich aus sich selbst heraus, das ist eine sehr interessante Erfahrung. Dabei bleibt man durchaus leistungsstark, was man an den ausgedehnten Spaziergängen merkt, die Martina mit der Gruppe täglich unternimmt. Da kommen pro Woche locker 50 km und mehr zusammen.

In diesem besonderen Corona-Fasten-Kurs gab es außerdem jeden Tag eine Einheit Qi Gong, die Anleitung dazu gab Nico Zandomeneghi, der auch sonst in Bickendorf Kurse anbietet. Neben den eigentlichen Fastentagen beginnt das Fasten mit den sogenannten Entlastungstagen, an denen man leichte Kost zu sich nimmt und sich langsam von Koffein und Teein entwöhnt. Den Abschluss der Zeit bilden die Aufbautage, an denen nach festem Plan Kohlenhydrate, Eiweiß und Zucker wieder auf den Speiseplan gelangen. Umfassende Informationen darüber und viele gute Tipps gibt Martina, die die ganze Zeit über kompetent und freundlich für die Gruppe als ständige Ansprechpartnerin zur Verfügung steht.


Warum fasten?

Es gibt viele verschiedene und individuelle Gründe, warum Menschen fasten. Der Gewichtsverlust steht beispielsweise bei vielen im Vordergrund, und dabei ist nicht nur der Körper gemeint. Die Fastenzeit bietet auch Raum für innere Einkehr und das Sortieren der eigenen Position und das Aussortieren von Dingen, die einem nicht guttun und nicht glücklich machen. Andere sind chronisch krank oder leiden an Entzündungen und erfahren Linderung, teils sogar Heilung. Denn durch das Weglassen fester Nahrung wird einerseits der "innere Arzt" aktiviert und andererseits der Start für eine Ernährungsumstellung ermöglicht. Denn nach der Entwöhnung von Zucker, Fett und Koffein ist es leichter, sich künftig gesünder zu ernähren.

Spiritualität und Fasten

Unser Fastenplan geht auf die Gedanken und jahrzehntelangen Erfahrung von Dr. Otto Buchinger zurück, der sich auch viele Gedanken zum Thema Spiritualität und Fasten gemacht hat. Er sagt: "Im gewöhnlichen Alltag wird der Hunger der Seele oft mit dem Bedarf an Essen verwechselt. Die Fastenzeit bietet die Möglichkeit, sich mit den eigenen seelischen Bedürfnissen zu befassen." Buchinger hat dazu neun Elemente beschrieben, die gute Nahrung für die Seele bieten und die ich hier nur ganz kurz als Inspiration nennen möchte:

1. Eine erfüllende Arbeit
2. Lesen
3. Gute Begleiter
4. Natur
5. Musik
6. Bildkunstbetrachtung
7. Humor
8. Ehrenamt
9. Meditation

Mehr Infos über das Fasten nach Buchinger sind im Internet zu finden, beispielsweise auf der Seite der Fastenklinik Buchinger Wilhelmi und auf der Webseite der Fasterei. Auch gibt es zahlreiche Bücher, z. B. "Buchinger Heilfasten, die Original-Methode" von Dr. Francoise Wilhelmi de Toledo, der angeheirateten Enkelin von Buchinger.

Infos und Termine zu den beiden Fastenangeboten der Gemeinde gibt es auf der Webseite und im Gemeindebrief.

Noch einmal zurück zum Apfelessen, für mich reicht als Grund zum Mitmachen bei der Fastenwoche allein schon der Geschmack und die besondere Erfahrung mit dem Fastenbrechen aus. Niemals hat ein Apfel so gut geschmeckt wie am ersten Tag des Fastenbrechens!

 

Ein Text von SImone Lehmann.
Fotos: Martina Schönegge